Alles wie üblich – Rückblick auf den 11. Februar 2024

Der Naziaufmarsch anlässlich des 13. Februar zieht nach wie vor jährlich die NS-affine Szene nach Dresden. Ca. 900 Teilnehmende kamen am 11. Februar zum geschichtsrevisionistischen Gedenken an der Elbe zusammen. Antifaschistische Proteste störten die Veranstaltung lautstark und verkürzten die geplante Route der Nazis geringfügig.

Unter dem Motto: „Gedenken an die Toten der angloamerikanischen Bombenangriffe! Wir fordern ein würdiges Denkmal in der Innenstadt!“ versammelten sich ab 13 Uhr Nazis hinter dem Hauptbahnhof in der Strehlener Straße. Die Anreise überwiegend aus der Region erfolgte haupsächlich per S-Bahn und Regionalbahn. In strömendem Regen vollzog Lutz Giesen das Eröffnungprozedere. Wie bereits in den letzten zwei Jahren hatte der Greifswalder, der mittlerweile im mittelsächsischen Leisnig lebt, die Anmeldung des traditionellen Aufmarsches übernommen. Giesen war Kader der „Heimattreuen Deutschen Jugend“, arbeitete zwischen 2006 und 2011 für die NPD im mecklenburgischen Landtag und ist seit über 20 Jahren regelmäßiger Gast in Dresden rund um den 13. Februar.

Der Lautsprecherwagen, den Yves Rahmel vorfuhr, fiel mit einem Pritschen-Transporter in diesem Jahr eine Nummer kleiner aus. Das Banner des 2000er Relikts der hießigen Nazisszene „Freien Kräfte Sachsen“ war wieder an der Seite aufgehangen. 

Struktur und Ablauf des Aufmarschs glichen nahezu vollständig dem Vorjahr: die Ordnerfunktion übernahm überwiegend das Leisniger Umfeld völkischer Siedler:innen. Auch der Döbelner NPD- und Freie Sachsen-Aktivist und wegen Vermögenselikten vorbestrafte Stefan Trautmann war wie in jedem Jahr mit Ordnerbinde unterwegs.

Nach ca. einer Stunde nimmt der Zug Aufstellung: vorneweg die üblichen Kränze, getragen in diesem Jahr u.a von Jürgen Schönherr und Max Schreiber (Freie Sachsen), dahinter das „Gedenke Dresden“ Banner getragen u.a. von aus dem englischen Knast heimgekehrten Sebastian Reiche. Die Route verläuft dann wenig spektakulär von der Strehlener- über Uhland- und Sidonien- in die Petersburger Straße, weiter über Bürgerwiese und Parkstraße und schließlich bereits über die  Gret-Palucca Straße wieder in die Strehlener Straße und zum Hauptbahnhof zurück. Der eigentlich vorgesehne etwas weitere Verlauf über die Gellert- statt die Gret-Palucca-Straße war durch Proteste verunmöglicht worden.

Mit Transparenten präsentierten sich vor allem die Jungen Nationalisten (JN) in diversen Ausführungen, NPD bzw. neuerdings Heimat und Freie Sachsen. Als erster Block hinter „Gedenke Dresden“ schloss die Dresdner Neugründung der JN an. Die hatten sich gerade erst eine Woche zuvor als „Elblandrevolte“ auf Instagram vorgestellt. Auch im Haus Montag in Pirna – von wo aus auch zu diesem 11. Februar wieder einige Nazis gemeinsam per S-Bahn Richtung Dresden starteten – waren sie Anfang Februar zu Gast. Die folgenden Reihen sind auffällig jung, überwiegend aber nicht nur männlich und im schwarzen North-Face-Jacken-Schlauchtuch-Chic. 

Neben einigen Blöcken verschiedener NPD/Heimat/JN Abwandlungen unterschiedlicher Altergruppen und verschiedener Regionen, präsentieren sich noch „Thüringens Jugend“ sowie dann wie in jedem Jahr „Balaclava“ aus Bautzen. Der Dritte Weg ist diesmal nur über Logobedruckte Jacken, Mützen und Schlauchtücher sichtbar. Dominanter Stil auch hier: jung, nicht nur männlich, schwarzer North-Face-Jacken-Schlauchtuch-Chic.

Überregional hat der Aufmarsch 2024 wenig Anziehungskraft entfaltet – so waren sonst übliche Delegationen aus Dortmund oder dem Süden des Landes nicht sichtbar. Auffällig ist auch das Fehlen von der Dresdner Gruppe Werra Elbflorenz, die wie schon im letzten Jahr entweder wichtigeres zu tun hatte oder aber nur noch auf Social Media existiert.

Noch vor 16 Uhr sind bereits alle wieder zurück am Ausgangspunkt, wo sich nun die Abschlusskundgebung wie üblich im Karree aufstellte um dem üblichen Reden-Marathon inklusive Grußbotschaften aus diversen europäischen Ländern mehr oder weniger zu folgen und schließlich das Ende mit dem Absingen des Deutschlandliedes einzuläuten. Bis zum nächsten Jahr.